Einfach und schneller zu einer Entscheidung kommen, mit der man auch zufrieden ist.
Meine Freundin D kann manchmal eine ziemliche Perfektionistin sein. Wenn Sie zum Beispiel eine neue Küche braucht, weiß sie genau was sie will. Da geht es um den maximalen Stauraum und gleichzeitig viel Bewegungsfreiheit. Funktionalität und Design, alles möglichst maßgeschneidert an ihre Körpergröße, optimierte Arbeitswege, dabei selbstverständlich möglichst nachhaltige Produktion. Ach ja, preisgünstig sollte sie natürlich auch sein. Dafür geht sie auf zahlreiche Einrichtungsmessen, holt sich von verschiedenen Einrichtungsberatern und in Internetforen Hinweise und Tipps, recherchiert, macht Preisvergleiche, … Das alles, um die optimale Entscheidung zu treffen.
Ganz anders verhielt sich meine Freundin E, als sie vor ein paar Wochen einen neuen Kühlschrank brauchte. Auch sie wusste genau was sie wollte: er sollte nicht kleiner als ihr alter sein und unter 250 € kosten. Als sie bereits im ersten Geschäft einen entdeckte, der diese Anforderungen erfüllte, wurde dieser auch sofort gekauft. Ihre Einkaufsbegleitung machte dieses Entscheidungsverhalten fast wahnsinnig. Sie ging aber trotzdem nicht in ein weiteres Geschäft, um zu sehen, ob es nicht doch noch ein besseres Gerät zum gleichen Preis gäbe. Für E war genau dieser Kühlschrank gut genug. Er erfüllte ihre Anforderungen. E ist eine „Satisficerin“.
Was ist Satisficing?
Satisficing bedeutet: Strebe nicht immer das Optimum an, sondern wähle die erste Alternative, die dein Anspruchsniveau erreicht. Falls Sie jetzt denken „Huch, was ist das für ein eigenartiges Wort?“ – das Wort Satisficing setzt sich aus satisfying (= befriedigend) und suffice (= genügen) zusammen.
Das Schöne an dieser Methode ist, dass der Aufwand der Entscheidungsfindung im optimalen Kosten-Nutzen-Verhältnis steht (siehe Grafik).
Macht das Maximum denn auch maximal glücklich?
Die Wirtschaftswissenschaften lehren uns, dass eine gute Entscheidung die ist, bei der der Nutzen maximiert wird. Die Bedürfnisse also optimal erfüllt werden. So gesehen ist es wohl anzustreben, aus jeder Entscheidung das Maximum zu generieren. Die Frage, die sich hier jedoch stellt, ist: Sind diese „Maximierer“ letztendlich denn auch nachhaltig glücklich mit ihrer Wahl?
Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die immer nach der optimalen Lösung suchen, kaum mit einer Wahl zufrieden sein können. Zu groß ist die Gefahr, dass es doch irgendwo noch eine bessere Lösung geben könnte. Zu präsent ist die Angst, etwas wichtiges zu verpassen.
Allein die unendliche Auswahl, mit der man konfrontiert wird, wenn man wie meine Freundin D auf der Suche nach der perfekten Küche ist, birgt ebensoviele Entscheidungsdilemmas. Ein Zuviel an Alternativen bringt uns unweigerlich in einen Konflikt und macht uns letztendlich weniger zufrieden (B. Schwartz, The Paradox of Choice – Why More Is Less).
Doch ist Satisficing immer die Richtige Entscheidungsmethode?
Ideal ist Satisficing bei Alltagsentscheidungen. Wenn ich die Speisekarte öffne, überlege ich vorher grob was ich will: zB etwas für den kleinen Hunger und bitte fleischlos. Das erste Gericht, das auf der Speisekarte ein innerliches „mjamm“ bei mir auslöst, wird genommen. Da kann schon passieren, dass ich dabei das köstliche Spargelrisotto verpasse, weil ich gleich das Eierschwammerlgulasch, das mir ins Auge gestochen ist, gewählt habe. Doch ich vermeide zwischen Spargel und Eierschwammerl hin und hergerissen zu sein und mir womöglich nach endlich getroffener Wahl die ganze Zeit zu überlegen, ob nicht doch der Spargel besser gewesen wäre. So habe ich mir also mit Satisficing jede Menge Grübelei erspart.
Also zusammenfassend kann man sagen, Satisficing ist ideal für alltägliche Entscheidungen. Ebenso für Themen, die nicht unbedingt unser weiteres Leben bestimmen werden. Wichtig ist, dass man sich vorher die Mindestanforderungen klar macht. Und dann bei der ersten Alternative zuschlägt, die diese Anforderung befriedigt.
Ganz anders bei Themen, die lebenseinschneidende Auswirkungen für Sie haben könnten. Hier nenne ich keine Beispiele, denn das ist für jeden sehr individuell. Doch auch hier macht es Sinn, sich die Anforderungen selbst erst mal bewusst zu machen. Vielleicht noch eine Einteilung in Muss/Kann/Soll. Damit verhindern Sie, dass Sie die Suche nach dem Optimum mehr kostet, als diese perfekte Lösung Sie je zufriedenstellen kann.
Mehr über Satisficing und noch viel mehr über Entscheidungsmethoden oder die Anatomie von Entscheidungsprozessen lernen Sie in der Entscheidungswerkstatt.
Dieser Beitrag ist die Teilnahme an der Blogparade #jetztentscheideich – Über Entscheidungen und den Weg dorthin von Ute Blindert auf www.businessladys.de.