Soeben wurde ich zu einer Blogparade eingeladen. Das freut mich. Das Thema lautet „Emotion schafft mehr Wert“. Das freut mich sogar noch mehr. Denn das Thema ist nicht nur gerade ausgesprochen aktuell und wichtig, es macht auch richtig Spaß darüber zu schreiben! Also schaffe ich schon allein beim Schreiben emotionalen Mehrwert.
Oft wird Emotionen im Arbeitsalltag eher negativer Wert beigemessen. Ja, Emotionalität gilt als unprofessionell. „ Sei nicht so emotional!“ heißt es da, oder: „ wir wollen doch bitte sachlich bleiben!“, und vor allem: „Was zählt sind Fakten, Emotionen haben hier nichts verloren!“ Das ist schade. Denn damit fehlt Entscheidendes.
Die Trennung von Verstand und Emotion
Alles beginnt mit dem Missverständnis, dass man Verstand und Emotion trennen muss. Da sprechen wir einerseits von „Verstandmenschen“ und auf der anderen Seite haben wir die „Gefühlsmenschen“. Während die einen vielleicht äußerlich kühl und reserviert wirken, bringen die anderen intensiv ihre Gefühle zum Ausdruck. Doch bedeutet das, dass die einen mehr Verstand haben und weniger fühlen können? Und die anderen haben so ein großes Herz, dass sie unfähig sind zu denken? Die Frage ist doch vielmehr, ob man Verstand und Gefühl überhaupt trennen kann. Und wenn man es könnte, wäre das wirklich sinnvoll?
Rationalität versus Emotionalität – Wer ist wichtiger?
Um die häufig auftretende Frage – wer hat wohl den wichtigeren Part: Verstand oder Emotion – um eine weitere Perspektive anzureichern, möchte ich zu einem kurzen Experiment einladen. Dazu bitte ich Sie zu einem kleinen Abstecher ins All. Der Weltraum: Unendliche Weiten. Die USS Enterprise befindet sich gerade auf dem Weg zu einer neuen Mission. Wir zoomen auf die Kommandobrücke und entdecken das Führungsteam des Raumschiffs. Captain James T. Kirk und Commander Spock diskutieren lautstark. Mr. Spock der, wie wir ihn kennen, streng nach den Gesetzen von Vernunft und Logik lebt und dabei exakt und penibel alle Fakten abwägt. Und auf der anderen Seite Captain Kirk, der impulsiv ist und mutig Entscheidungen trifft. Dabei vor allem emotional und für Spock absolut nicht nachvollziehbar handelt und mit seinen unkonventionellen Methoden, die nicht unbedingt immer dem offiziellen Reglement entsprechen, nicht nur einmal das Schiff retten konnte.
Sie ahnen vermutlich bereits, worauf ich hinaus will: Die beiden Figuren der Star Trek Geschichte sind wie Fleisch gewordene Metaphern von Verstand und Emotion in ihrem Kräftemessen. Und wer auch immer die Serie verfolgt hat weiß, dass tatsächlich beide einander brauchen. Und, was dabei ganz entscheidend ist, das Kommando hat unser emotionaler Captain Kirk.
Selbstverständlich ist das nur eine Geschichte. Reine (Science) Fiction. Oder ist doch etwas Wahres an dieser Geschichte? Hat unsere emotionale Seite das Kommando?
Wie leiten uns Emotionen?
Tatsächlich erleben wir Situationen in denen unsere Emotion die Führung übernimmt (selbst wenn uns das gar nicht bewusst ist). Und das überraschenderweise gar nicht mal schlecht. Hier ein schönes Beispiel aus der Entscheidungswissenschaft:
Eine wesentliche Rolle beim Treffen von Entscheidungen spielt unser sogenanntes emotionales Erfahrungsgedächtnis. Mit dessen Hilfe speichern wir, wie schon Antonio Damasio („Descartes Irrtum“) feststellte, Erlebtes auf einer nicht sprachlichen, unbewussten Ebene in Form von Gefühlen oder Körperempfindungen ab. Und wenn eine so konservierte Erinnerung in einer bestimmten Situation relevant wird, wird das gespeicherte Gefühl abgerufen und unbewusst in unseren Entscheidungsprozess miteinbezogen. Diese sogenannten „somatischen Marker“ (Soma .. Körper) geben uns also ein positives oder negatives Körpergefühl, wenn wir auf unbewusster Ebene ein Detail wahrnehmen, das für unser Thema relevant ist. Unser Verstand hätte dieses jedoch bewusst niemals wahrnehmen können.
Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch! Ich möchte niemandem raten, den Verstand über Bord zu werfen und nur rein auf das „Bauchgefühl“ zu hören. Wenn Sie sich zB für eine neue Wohnung entscheiden, sollten Sie, nachdem Sie mit Hilfe von somatischen Markern eine Entscheidungstendenz haben, tunlichst den Vertrag auf eventuelle Fallstricke checken. Und dazu benötigen wir unseren Verstand mit seiner Fähigkeit, überschaubare Datenmengen detailliert zu analysieren. Glücklicherweise verfügen wir über beide Fähigkeiten: Verstand und Emotion. Welchen Sinn hätte es da, sich eine nicht zu Nutze zu machen? Vor allem wo wir jetzt doch wissen, dass die beiden gerade als Team besonders gut arbeiten. Nutzen wir unsere Ressourcen sinnvoll – Emotionen sind wertvolle Teile davon!
Dieser Beitrag erscheint auch im Rahmen der Blogparade der Manufaktur für Wachstum.