Wie erleben Sie diese Zeit?
Die Zeitungen sind voll angstmachender Themen. Es geht um Flüchtlingsdramen, Bankensterben, Kriege, politischen Hickhack. Doch auch im persönlichen Bereich beschleicht viele von uns das Gefühl, dass die Zeit immer schneller (davon)läuft. Alles ist ständig in Bewegung, und ändert doch immer wieder die Richtung. Reorganisationen sind bereits an der Tagesordnung. Wir verfügen über uneingeschränkten Zugang zu Informationen und haben doch oft das Gefühl, noch viel zu wenig zu wissen.
Die Welt wird zunehmend als wechselhaft, unsicher, vielschichtig und uneindeutig wahrgenommen. Im Managementbereich hat sich für dieses Phänomen der Begriff VUKA durchgesetzt. VUKA steht als Abkürzung für volatil, unsicher, komplex und ambivalent. (Siehe auch Ist Ihre Welt auch VUKA?)
All das wofür VUKA steht, klingt unendlich schwer, mühsam und belastend. Wie schafft man es als Mensch in einer derartigen Situation die Balance zu halten? Mir hat sich an dieser Stelle intuitiv das Bild eines Surfers aufgedrängt. Wenn das Meer unruhig ist und die Wellen hoch peitschen gibt es doch nichts besseres als sich ein Surfbrett zu schnappen und auf diesen Wellen zu surfen. So nutzt man die vorliegenden Bedingungen gut für sich und für die eigenen Vorhaben und erlebt trotz der Herausforderung gleichzeitig ein Gefühl von Leichtigkeit und Freude an der Sache. Doch wie wird man zum „VUKA-Surfer“?
Voll VUKA oder nur „VU“?
Nicht alle 4 Faktoren müssen zeitgleich auftreten. Hilfreich ist es hier durchaus, die aktuelle Situation bewusst wahrzunehmen: Erleben Sie zum Beispiel gerade in hohem Maß Veränderungen oder Fluktuation, dann erkennen Sie Ihre Situation als volatil. Das bedeutet jedoch nicht notwendigerweise, dass die Bedingungen auch gleichzeitig unsicher, komplex und ambivalent sein müssen. Und für jeden VUKA-Faktor gibt es andere Strategien, die hilfreich und passend sind.
Also dann schnappen Sie sich mal Ihr mentales Surfbrett und überlegen Sie zuerst: Wovon bin ich wirklich betroffen? |
Anleitung zum VUKA-Surfing
Das Leben unter VUKA Bedingungen weckt die Sehnsucht nach einfachen Antworten. Eine davon gibt es hier: Die VUKA-Formel beinhaltet neben der Darstellung der aktuellen Problemsituation auch gleichzeitig den Hinweis auf ihre Lösung!
Volatilität:
Wenn sich das Umfeld laufend ändert, Sie von einer Reorganisation in die nächste fallen, dann wird das Bedürfnis nach Sicherheit laut. An dieser Stelle ist am wichtigsten eine klare, gemeinsame und attraktive VISION. Diese stellt DEN Orientierungspunkt dar, während sich alles andere ringsherum ändert. Lassen Sie daher auch in Ihre Pläne mögliche Alternativen einfließen. Seien Sie sich bewusst, dass Sie stets nur von momentanen Annahmen ausgehen, die sich laufend ändern können, während Sie Ihre Vision wie ein Fixstern leitet.
VISION: VUKA Surfer behalten den Horizont im Auge (sonst wird ihnen übel) |
Unsicherheit:
Wenn Sie sich auf keine Prognosen mehr verlassen können. Wenn Sie die Auswirkung von Strategien nicht im entferntesten abschätzen können. Dann wird Planen oder das Managen von Risiken unmöglich. Diese Situation erfordert ein entsprechendes UMFELD-VERSTÄNDNIS. Helfen Sie sich, in dem Sie mögliche Szenarien ausprobieren. Testen Sie Ihre Hypothesen und verfeinern Sie sie laufend. Dazu gehört unbedingt eine gelebte Fehlerkultur. Also auch der Mut, etwas auszuprobieren und dabei Fehler machen zu dürfen. Seien Sie dabei immer im Hier und Jetzt und lassen Sie sich nicht von einer ungewissen Zukunft paralysieren. Durch das bewusste Wahrnehmen Ihres aktuellen Umfelds lassen sich förderliche oder störende Faktoren somit wesentlich leichter identifizieren.
UMFELD-VERSTÄNDNIS: VUKA Surfer nehmen ihre Welle wahr |
Komplexität:
Wenn die Menge an Zusammenhängen und Abhängigkeiten Ihr System zunehmend unüberschaubar machen. Wenn der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht mehr nachvollziehbar ist und es auch keine Erfahrungswerte dazu gibt, wird es unmöglich, den Überblick zu wahren. Die hier notwendige KLARHEIT bekommen Sie am Besten durch Experimentieren. Sorgen Sie zum Beispiel so für Klarheit indem Sie auf ein umfangreiches Regelwerk verzichten. In diesem Experiment vertrauen Sie auf die Selbstorganisationsfähigkeit Ihres Teams (Sie meinen, das klingt zu utopisch? Hier ein gelebtes Beispiel dafür aus dem Straßenverkehr ). Sie sehen, Klarheit erfordert auch ein hohes Maß an Vertrauen. Vor allem Vertrauen in die Fähigkeiten Ihrer MitarbeiterInnen und KollegInnen. Bleiben Sie dabei stets klar und transparent bei der Prioritätensetzung und bei Ihrer Kommunikation!
KLARHEIT: VUKA Surfer probieren neue Bewegungen aus |
Ambivalenz:
Wenn Sie die an Sie gestellten Anforderungen aufgrund Ihrer Widersprüchlichkeit kaum noch managen können. Wenn Sie drei Experten fragen und drei unterschiedliche Meinungen erhalten. Um in diesen oder ähnlichen Situation handlungsfähig zu bleiben, brauchen Sie AGILITÄT. So können Sie rasch reagieren, sobald sich eine Situation klärt. Folgen Sie dabei den Prinzipien der Improvisation. Das heißt nicht, Sie sollen irgendwie weiterwurschteln sondern bewusst die Situationen annehmen, Angebotenes akzeptieren und spontan weiterentwickeln. Damit halten Sie sich nicht mit langwierigen Analysen auf, sondern sind gleich im Tun.
AGILITÄT: VUKA-Surfer passen ihren Kurs laufend an den Wind an |
Na, wagen Sie sich schon auf das Surfbrett?
Wenn Sie sich in einer der genannten Situationen wiederfinden, muss das kein Dauerzustand mehr sein. Ich unterstütze sie oder Ihr Team gerne dabei, die gewünschte Leichtigkeit und Balance wiederzuerlangen. Kontaktieren Sie mich und werden Sie auch VUKA-Surfer!
Herbert Schober-Ehmer, Gerhard P. Krejci, 2015; (Selbst-)Führung bei Unsicherheit und Komplexität: Sei selbst VUCA!
Isolde Fischer, Ralf Wetzel, 2015; Die Macht der Improvisation. Über den gezielt ungeplanten Erfolg zweier Regisseure und betriebliches Veränderungsmanagement
Jim Lemoine, Martin J. Eppler, 2015; Angemessen antworten – Ein Gespräch mit Jim Lemoine über den Einfluss von VUCA auf das Führungsverhalten
Martin J. Eppler, 2015; VUCA-Vokabular
Niels Pfläging, 2015; Organisation für Komplexität, S.39-47